Fair Fashion Week: Second Hand

“Jeder Kauf ist ein Stimmzettel!”

Der Markt mit gebrauchten Klamotten boomt und doch ist die Akzeptanz und der Anteil am gesamten Bekleidungs-Konsum immer noch zu gering. Um ehrlich zu sein bin ich auch kein Second-Hand Fan: Vollgestopfte Läden mit muffigem Geruch, schlecht aufgeteilt und zu hohe Preise. Zwischendurch gibt es aber auch ein paar Perlen mit speziellen Konzepten, von denen wir uns mehr wünschen würden. Einer davon ist ein kleiner Laden in St.Pauli, fux vintage, der sich auf Kinderbekleidung spezialisiert hat und mit dem wir in Zukunft auch näher zusammen arbeiten werden. Wir haben Chandra, die Macherin einige Fragen zum Thema gestellt, hier sind ihre Antworten:

Hast du in erster Instanz den Laden eröffnet, um den Mengen an Kinderbekleidung Herr zu werden oder spielt für dich der Umweltaspekt eine gleichwertig wichtige Rolle?

-Ich hab jahrelang beim Film gearbeitet - eine sehr familienunfreundliche Branche. Als Mutter musste ich jobtechnisch Umdenken! Als gegenüber von meiner Wohnung ein Laden freistand, kam mir die Idee zum Kinder-Second-Hand – ich hatte zwar selbst nie Mengen an Kleidung für mein Sohn und hab zum Glück von Anfang an vieles weitergereicht bekommen oder vom Flohmarkt besorgt, aber das meiste war trotz mehreren durchlaufender Kinder tip top in Ordnung...dazu kam dass es in meinem Viertel - St.Pauli – gar keine Secondhand Läden für Kinder gab. Es war sozusagen eine ganz eigennützige Idee :) Kleidung selber weiterzureichen zu können und neue Kleidung fürs Kind zu bekommen. Das Second-Hand gut für die Umwelt ist war ein positiver Nebeneffekt der mir bewusst war aber mit jedem Jahr an großer Bedeutung gewonnen hat!

Wie bewertest du das Thema Second Hand und mit welchen Hürden siehst du dich und den Konsumenten dabei konfrontiert?

-Meist wird der Begriff Second-Hand eher abwertend empfunden... dabei ist es wichtiger denn je die bereits verbrauchten Ressourcen zu pflegen und zu nutzen. Selbst ein fair & bio hergestelltes T-Shirt verbraucht neue Ressourcen - für ein Second-Hand Shirt ist Arbeit & Wasser bereits geflossen…Mir ist es wichtig diesen veralteten Blick auf gebrauchtes zu ändern, und lege Wert darauf das die Leute in meinem Laden mit einem schönen Einkaufserlebnis herauskommen. Auch das wertet das „gebrauchte“ ungemein auf.

Hat sich dein Blick auf die Modeindustrie geändert seitdem du deinen Laden hast?
-Eher auf das Konsumverhalten von mir und meinen Kunden...die Modewelt tickt wie alle Branchen - da ist der Gewinn im Vordergrund. Aber wir Kunden müssen uns ändern, in unserem Kaufverhalten, und bewusster die Kaufentscheidungen treffen. Schlagwort : jeder Kauf ist ein Stimmzettel!

Stichwort Kreislaufwirtschaft und Wiederaufbereitung: Was glaubst du, was die Branche in Zukunft für dich bereit hält und/oder bereithalten könnte?

-Ich glaube der Begriff Second Hand ist gerade dabei seine staubige Assoziationen abzulegen. Es gibt mittlerweile viele Ideen und Konzepte, die eine Wiederverwertung/Weiternutzung von Bekleidung propagieren und so auch den Second-Hand Markt dazu bringen sich neu zu erfinden. Ich hoffe das wird möglich sein, denn der Markt wird mittlerweile von Fast Fashion überschwemmt, sodass nicht alle Kunden bereit dafür sind für Qualität und fair hergestelltes mehr Geld zu zahlen. Auch gemischte Konzepte, so wie bei uns, mit Neuware und gebrauchten Artikeln wird es hoffentlich in Zukunft öfter geben. Ich glaube es ist eine gute Möglichkeit Kunden zu binden und Interaktion herzustellen.

Danke Chandra!

Generell sollte man das Thema Second-Hand etwas differenzierter betrachten: Sachen, die ihr von Freunden, Verwandten oder vom Flohmarkt, Ebay usw. auftragt machen natürlich am meisten Sinn. Aus Erfahrung kann ich allerdings sagen, dass man doch auch schon dazu neigt, wenig Geld dafür auszugeben und die Sachen dann auch dementsprechend zu behandeln, nämlich relativ weit hinten im Schrank zu lagern. Auf Second Hand spezialisierte Läden beziehen ihre Sachen häufig von Sortierbetrieben, die in jüngster Zeit nicht immer als gute Alternative zu neuer Kleidung aufgefallen sind, wie einige Recherchen gezeigt haben. Bemängelt wird dabei vor allem die intransparente Herkunft, das Geschäft mit Kleiderspenden und unfaire Zustände in den Sortierbetrieben.

https://fashionchangers.de/2019/02/07/warum-wir-einen-kritischeren-blick-auf-secondhandkleidung-brauchen/?fbclid=IwAR39gMq0ufVqUVF_qK0fZt9CqhDm-Hz8hAhXkqHDc5jDlYbYUUsaY9rk1NM

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