21 Oktober, 2019
.de = Digitales Entwicklungsland
Ich habe mein Unternehmen so aufgestellt, dass ich eigentlich überall auf der Welt (fast) ohne Einschränkungen arbeiten könnte. Eigentlich. Denn die Voraussetzung dafür wäre ein einigermaßen schneller Internetzugang und da wird es in Deutschland in manchen Ecken schon eng, selbst mit einem Handy mit mehreren Sim-Karten. Da wären wir schon beim richtigen Einstieg: Deutschland ist das einzige Land, dass neue Mobilfunkfrequenzen an den Meistbietenden verschachtert – und zwar für Milliardenbeträge. Die hohen Kosten legen die Kommunikatonsunternehmen auf die Kunden um, weswegen Mobilfunk in Deutschland immer noch absurd teuer ist im Gegensatz zum europäischen Ausland… Außerdem fehlt den Unternehmen dann das Geld für einen flächendeckenden Ausbau der Infrastruktur (obwohl von den Einnahmen auch der Ausbau gefördert werden soll): Ballungsräume lohnen sich dabei natürlich mehr und werden bevorzugt bebaut. Ich will nicht sagen, dass das zur Gentrifizierung meines Viertels beiträgt, aber bestimmt dazu, dass teilweise Unternehmen strukturschwache Regionen meiden. Ein Teufelskreis. Doch klar, es gibt auch “stationäres” breitband-Internet, DSL, Kabel, Glasfaser. Der Ausbau aller Technologien ist sehr unterschiedlich fortgeschritten, liegt aber im weltweiten Vergleich nur im Mittelfeld. Aus den Erlösen des Verkaufs der 5G-Frequenzen sollte sowohl der Breitband-Ausbau als auch der “Digitalpakt”, eine Offensive zur Digitalisierung von Bildung, finanziert werden. Mal abgesehen von der fragwürdigen Finanzierung, wird eine Ausstattung von Schulen mit Medien nichts nützen. Klar, die Generation unserer Kinder sind “digital natives”, doch dass sie sich mit allen Aspekten der digitalen Welt auskennen ist leider nicht der Fall. Gerade weil die Geräte mittlerweile so benutzerfreundlich und intuitiv zu bedienen sind fehlt das grundlegende Verständnis für Funktionsweisen, Datenschutz und nachhaltiger Nutzung. Während man zu meiner Zeit noch ein wenig Ahnung haben musste wenn man einen Computer bediente, steht der Medienkonsum mittlerweile im Vordergrund. Außerdem fehlt es an allen Schulen an geschultem Personal (Admins), die sich hauptberuflich mit Geräten und Bildungsmöglichkeiten auseinander setzen. Zur Zeit werden diese Aufgaben meistens von Lehrern zusätzlich zu ihrem Bildungsauftrag wahr genommen. Und natürlich ist es wie in jeder staatlichen Institution: Die Gehälter sind ok, aber aufgrund der hohen Nachfrage nach IT-Fachkräften im Gegensatz zur freien Wirtschaft lächerlich. Noch ist Deutschland eins der führenden Länder, wenn es um Innovationen und moderne Lösungen geht, aber ich denke, das wird sich in Zukunft leider ändern. Vor allem beim Thema Bildung scheinen bisher die falschen Schlüsse gezogen worden zu sein und so lange wir vorbehalte gegen Zuwanderung haben, wird sich an der personellen Problematik nichts ändern. Doch wo liegt das eigentliche Problem? Bedeutet Digitalisierung für die Deutschen Alexa im Wohnzimmer zu haben oder seinen Reisepass online verlängern zu lassen? Sind Gamer jetzt potentielle Straftäter oder professionelle Sportler? Vielleicht liegt es dem Begriff selbst: Digital. Hauptsache es blinkt ;)