Wie Farben das kindliche Verhalten beeinflussen können

Neben all den Beiträgen zu Kleidung, Kindern etc. möchte ich auch über etwas sprechen, was uns sehr am Herzen liegt und beschäftigt. Die Sexismus-Debatte hält seit der #metoo-Bewegung verhältnismäßig lange an und zeigt, wie viel Bedarf für Veränderung und Weiterentwicklung besteht. Es werden wichtige und notwendige Diskussionen geführt, die bei der breiteren Öffentlichkeit endlich ein Ohr finden, aber noch Jahre brauchen werden, um die angesprochene Ungerechtigkeiten auszuräumen – oder eben leider nicht.

Denn wenn ich mich in unserer Kita umschaue, stelle ich folgendes fest: Mädchen tragen rosa, pink, lila, manchmal rot oder orange. Sie verkleiden sich als Prinzessinnen oder Feen und fahren alle auf Elsa, die Eisprinzessin ab. Die Jungen tragen dunkelblau, giftgrün und in ganz verrückten Fällen auch mal rot. Feuerwehrrot versteht sich. Angesagt sind Bob der Baumeister, Ninjago und Räuber spielen. Dafür gibt es in meinen Augen zwei Haupterklärungsversuche. Zum Einen wird behauptet: „Von mir hat sie/er das nicht, das mag sie/er von ganz alleine oder von den anderen Kindern.“ Zum Anderen heißt es: „Es gibt ja nichts anderes“.

Beides ist natürlich falsch, aber ich verstehe es gut, wenn Eltern Ausreden finden und keine Lust haben noch am Abend im Netz nach geschlechter-neutralen Klamotten zu suchen. Mit Kindern ist es wie im Kampf. Jeder versucht einfach nur irgendwie zu überleben… Klar ist dennoch, dass die familiäre Hauptbezugsperson ihre Kinder am meisten prägt, unabhängig davon, wie lange sie tagsüber anders versorgt werden. Auch wer nicht aktiv seinen Kindern von Geschlechterrollen erzählt, beeinflusst ihr Verhalten durch das eigene und dazu gehört für mich auch das Akzeptieren von vorherrschenden Konditionen in Form von Kleidung, die bestimmte Geschlechterrollen suggeriert. Es spricht nichts dagegen, dass Mädchen Kleider tragen und Jungs mit Baggern spielen, aber wir sollten sie doch am besten dazu bringen, dass sie es sich selbst aussuchen und es ihnen nicht unterbewusst aufgezwungen wird. Der erste genannte Punkt beinhaltet auch den Aspekt der Gruppendynamik: Mein Kind möchte seinen Freunden gefallen und nicht als Außenseiter dastehen. Das möchte niemand, doch ist es nicht am besten, wenn man einfach man selbst ist? Der populäre Protektionismus fördert genau dieses Verhalten: nicht anecken, nicht auffallen, mein Kind soll um jeden Preis ein unbeschwertes Leben haben. Dass man damit nicht auf das normale Leben vorbereitet wird, sollte jedem klar sein. Wenn man nie lernt Sachen zu hinterfragen, zu diskutieren und auch mal den Mut hat anderer Meinung zu sein, werden die Ausprägungen von Sexismus noch lange vorherrschen.

Deshalb: Auch wenn man Sorge vor Ausgrenzung hat, wenn man nicht lernt selbstbewusst mit Diskriminierung umzugehen und nicht weiß, was man selber möchte, wird sich das auch im Erwachsenenalter nicht ändern. Es ist natürlich keine einfache Aufgabe und fordert viel von uns Eltern ab. Ob ich alles richtig mache, kann ich nicht sagen und ob etwas eigener Wille oder gesellschaftliche Prägung ist, kann auch niemand mit Bestimmtheit sagen. Umso mehr versuche ich aus der derzeitigen Debatte Mut und Energie zu sammeln, in der Hoffnung, dass es doch zu einem Umdenken in die richtige Richtung kommt und wir in Zukunft gemeinsam an einem Strang ziehen.

Lasst uns darüber reden, was wir richtig machen können und uns austauschen in dem Versuch, ein Vorbild für die Erwachsenen von morgen zu sein. Damit wir wissen, dass wir unser Bestes geben um mutige, weltoffene und tolerante Kinder großzuziehen, die selbst herausfinden dürfen, was und wer sie sein wollen.

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